Mittmach-Musical-Gedöns 2.0 jetzt noch frischer und frecher

Werne – Vor vier Jahren durften wir die Familie Spengler kennen und lieben lernen. Bei „Schlager, Stars und deutsche Welle“ sind sie wieder dabei: Doro (rotzfrech dargestellt von Janine Muhlberg), die Technik-Ikone Vater Richard (Christian Neugebauer) und die Mutter der Nation – Maria Spengler (Sarah-Jane Jücker) leben immer noch in ihrer spießigen Wohnung … ausgestattet mit feinstem Gelsenkirchener Barock. Das Sofa ist immer noch das alte durchgesessene Stück … und auch die selbst gehäkelte Überwurfdecke auf dem Sessel hat den Sprung aus den 70ern in die 80er Jahre überlebt. Aber die Zeit macht auch hier nicht halt. Richard hat wieder einmal zugeschlagen und die neueste technische Innovation ins Haus geholt: Einen BETA-Videorekorder! Mutter Maria beherrscht den Haushalt gekonnt wie immer … ja und Doro … ist immer noch mit Jürgen (Maximilian Falkenberg) zusammen und hat einen großen Traum: Sie möchte Maskenbildnerin bei der Schlagerparade werden! Jener Schlagerparade, die jetzt noch frischer und frecher daherkommt und wo die frischen Stars und Sternchen der frechen neuen deutschen Welle die schöne heile Schlagerwelt mächtig aufmischen. Das kommt bei den Altstars natürlich nicht so gut an. Frech und frisch is schön und gut … aber zu frisch und frech sollte es ja dann auch nicht sein. Soweit zur Geschichte. Nicht zu vergessen, die Freundinnen von Doro – als da wären: Corinna (Simone Littau-Hattwig) und Carola (Saskia Ibrahim). Na ja … und Jürgens Kumpel Rocky (herrlich verpeilt von Pascal Talaga gespielt)


Marvin Müller bezeichnete ja vor 4 Jahren den Vorgänger als „Mittmach-Musical-Gedöns“.

 

Schlager, Stars und deutsche Welle“ knüpft an die Schlagerrevue „Schlager lügen nicht“ von 2018 an, ist aber dennoch eine eigene Geschichte aus der Feder von Thomas Schiffman. Auch bei der Regie setzte man auf das eingespielte Team Sarah-Jane Jücker und Sabine Ibrahim, die das Konzept auch diesmal wieder hervorragend umgesetzt haben!

Bevor es mit der Premiere aber so richtig losging, schickte der zweite Vorsitzende, Christoph Bergmann einen Gruß an fünf befreundete Bühnen, die jeweils eine Delegation zur Freilichtbühne geschickt haben – sowie an den Wettergott … wobei das sensationelle Wetter ja so im Drehbuch stand.

Apropos Drehbuch … das strotzte wieder so voller Klischees! Angefangen bei dem vom Kabelsalat bedrohten Familienvater über die bügelnde Mutter, die für den fliegenden Bierflaschenwechsel bei der Sportschau sorgte ... bis hin zu den üblichen Gesten der Schlagerstars, die wir alle noch aus der Hitparade kennen: Der Zeigefinger ins Publikum … der Himmelswischer … usw. Selbst an die selbstverliebten Fernsehzuschauer wurde gedacht, die bei jeder Gelegenheit wild zu winken beginnen, wenn sie ins Bild kommen … und selbstverständlich die (meist) weiblichen Fans, die ihren großen Idolen ein Blümchen überreichten.

 

All diese Details erfordern akribische Recherche! Was man dagegen nicht planen kann, ist das Publikum – aber wer in die Freilichtbühne geht, der weiß, was zu tun ist. Das gut vorbereitete Publikum hat die 30 Jahre meist überschritten und erwies sich als absolut Textsicher. Was bei über 20 Liedern nicht immer so einfach war. Aber erschreckender Weise kannte man dann doch stets den ganzen Text^^


Und ja – natürlich wurde gesungen!

Schon das zweite Lied brachte die Freilichtbühne zum Kochen! Ich sag nur „Rolli König“ … war schon dreimal dabei, darf also nicht wieder gewählt werden …

Thormen Ehrhardt gab IHN … den Rolandder Kaiser! Mit „Manchmal möchte ich schon mit dir“ brachte er wohl auch so manches Damenherz zum Schmelzen.

Auch die Hits von Ingo Schöner (Marvin Müller), Tina (Curly-Sue Hetmann) oder Herbert P. (Johannes Schwarze) ließen das Publikum beben. Wie? Euch sagen die Namen nichts? Dann hilft alles nix – dann müsst ihr euch dringend „Schlager, Stars und deutsche Welle“ in der Freilichtbühne ansehen. Dann seht ihr auch, warum Sebastian Kaul in der Rolle des Showmasters Peter Helmut Brock so teuflisch gut war. Ich könnte euch jetzt auch die über 20 Lieder runter rasseln, aber lasst euch einfach überraschen. Ihr werdet es dann schon erkennen.

Man erkannte eh Vieles wieder … hin und wieder sogar sich selbst.

 

Schlager, Stars und deutsche Welle“ bietet wieder einen großen bunten Blumenstrauß an Anspielungen und Gags. So wurden z.B. so manche Modesünden aufs Korn genommen … ebenso wie die Schrauberszene, die gelegentlich schon mit dem Autoradio einbauen beim Manta oder Golf überfordert war ;)


Es war ein toller Abend! Man ist ja fast geneigt zu sagen: „wie erwartet“! Es ist immer wieder beeindruckend, mit welchem Spaß die Darsteller ihr Bestes geben. Ebenso die Aufteilung der Szenenbilder. Die Übergänge von Wohnzimmer und Showbühne liefen fließend wie am laufenden Band.

 

Aber einen Kritikpunkt hätte ich da jetzt zum Schluss doch noch: Ich hatte es fast befürchtet, als „Rolli König“ zu „Joana“ ansetzte …

Es heißt: „Joana … geboren um Liebe zu geben … verbotene Träume erleben“

und nicht: Joana, (du geile Sau) … geboren um Liebe zu geben, (du Luder)
verbotene Träume erleben, (du Drecksau) …

Aber nun gut – war vom Drehbuch her nicht so angedacht, hätte man aber mit rechnen können, dass die sangestüchtigen Fans auf den Stehplätzen hinter Block A damit vorankommen ;)

Nee … wieder ernsthaft^^

Ich kann euch „Schlager, Stars und deutsche Welle“ echt empfehlen. Ein sehr unterhaltsames Stück mit Musik, (mindestens) einer romantischen Liebesgeschichte, gut was zu Lachen und allem Zipp und Zapp! 

Hier die nächsten Termine:

 

Sonntag – 07.08.2022

(15:00 Uhr)

Samstag – 13.08.2022

(19:30 Uhr)

Freitag – 19.08.2022

(19:30 Uhr)

Samstag – 20.08.2022

(19:30 Uhr)

Samstag – 27.08.2022

(19:30 Uhr)