Werne - „Der Name der Rose“ … das ist schon etwas schwerere Kost, als z.B. „Pettersson und Findus“ oder „Schlager, Stars und Deutsche Welle“!
Ich will da die schauspielerische Leistung, sowie Kostüme und Kulissenbild gar nicht schmälern, denn die beiden Stücke waren großartig und haben viel Spaß gemacht. Aber mit dem dritten und letzten Stück, „Der Name der Rose“ haben die Regisseure Marius Przybilla und Holger Schulte mit dem gesamten Ensemble ein wahres Meisterstück hingelegt. Die Schwere … und auch der Masse an Dialoge, das war schon ganz großes Kino! Aber für alle, die mit dem Roman von Umberto Eco bisher nicht viel anfangen konnten … worum geht es überhaupt?
Im Jahre des Herrn – 1327, erschüttert eine Serie von geheimnisvollen Todesfällen ein Benediktiner-Kloster in Italien. Und das - kurz bevor ein umstrittenes Treffen mit Franziskanern und Gesandten des Papstes über Glaubensfragen stattfinden soll.
William von Baskerville und sein Gehilfe, Adson von Melk (die eigentlich in diesem Streit vermitteln sollten) versuchen nun die Vorkommnisse aufzuklären.
Auf der Suche nach dem Mörder dringen sie immer tiefer in die dunklen Geschichten der Abtei ein. Hinter den Klostermauern kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht, die sie der Lösung des Rätsels näher bringen...
Wie gesagt … ziemlich schwere Kost. Und dann die Menge an Dialogen! Als wär das nicht schon schwer genug, bestehen die Texte zudem noch zwischendurch aus Latein und hochchristlichen Phrasen, wie z.B. „Jesus lacht nicht“.
Die Spannung spürte man bei der Premiere am Samstag bis in die letzten Reihen des Publikums, das teilweise durch totenstille auffiel. Aber … „Jesus lacht nicht“? Hin und wieder blitzte der typische Humor der Freilichtbühne auf, der dann zu manchem Lacher führte. Da hätte auch Jesus gelacht – da bin ich mir sicher!
Kommen wir zu den Akteuren. Eigentlich besteht … bis halt auf das Mädchen (Anna Vennemann) … die ganze Truppe aus Kerlen ;) Eigentlich^^ Aber einige Rollen wurden mit Mädels besetzt, was bei der Mönchskutte aber nicht weiter auffiel. Allerdings möchte ich da die Rolle des Salvatore herausnehmen. Dieser wurde von Angelika Fronz dargestellt. Sensationell derb fluchend und wüst schimpfend brillierte sie als Salvatore, dem das Leben geistlich schon recht übel mitgespielt hat … und ich meine damit nicht das christlich Geistliche^^
Nun aber zu den Protagonisten. William von Baskerville, ein blitzgescheiter Mann, der auch zu geistreichen Pointen neigt und zwischendurch satirisch die Machenschaften der Kirche kommentiert, wurde erstklassig von Thormen Erhardt gespielt. Das passte, wie die Faust aufs Auge. Wie gesagt … lange großartige Dialoge, die von Thormen hervorragend dargeboten wurden. Man spürte regelrecht die Besonnenheit, mit der die Todesfälle gelöst werden.
Dazu gehört sein Gehilfe - Adson von Melk. Die Rolle wurde mit Franca Neumann besetzt, die überzeugend den schüchternen Adson auf die Bühne brachte. Adson von Melk ist dem Roman nach noch etwas grün hinter den Ohren und verfällt dementsprechend der Sünde …
Antagonist von William von Baskerville und Adson von Malk … also der Gegenspieler … ist Jorge von Burgos. Die Rolle des blinden und stets Posaunen hörenden Jorge wurde vom Freilichtbühnen-Urgestein Gottfried Forstmann ausgefüllt. Einem gewissen christlichem Wahn verfallen, neigt Jorge von Burgos dezent zu Übertreibungen – was ordentlich Feuer unters Dach bringt … aber mehr sag ich dazu nicht … ich will ja nicht spoilern. Bei dieser Rolle merkt man aber schon, dass Forstmann Schauspieler der alten Schule ist. Das war einfach eine grandiose Vorstellung!
Allgemein zeigte das gesamte Ensemble - zu was die Freilichtbühne Werne stets in der Lage ist! Schauspielerisch – wie auch … mal wieder mit Kulisse und Kostümen. Es ist immer wieder beeindruckend mit welcher Liebe zum Detail auf der ganzen Fläche der Freilichtbühne gezaubert wird. In diesem Stück kommt das Gelände durch „geheimnisvolle“ Beleuchtung und einigen Feuerstellen besonders zur Geltung, was man bei Tagesvorstellungen so nicht erlebt. Ok – Feuer zieht bekanntlich immer … und wenn die Feuerwehr vor Ort ist, kann man sich schon denken, dass es diesmal etwas mehr wird … An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN, dass ihr immer da seid, wenn es brenzlig wird.
Manchmal ist es aber selbst für die Freilichtbühne und der Feuerwehr zu heiß! Da holt man sich dann eben Hilfe von denen, die es können: Horses in Flames aus Beckum! Was die – und besonders Michael Sinnreich, mit dem Stück zu tun haben, möchte ich aus Spoilergründen nicht beschreiben. Aber es war klasse!
Und so kam es auch (wieder mal) nicht überraschend, dass das Ensemble mit stehenden Ovationen und tosendem Applaus bedacht wurde.
Übrigens - Was auch immer da am Samstagabend passierte – die Kulisse hat es überlebt ;) Und was Thorsten Maß und sein Team da wieder „gebastelt“ haben … das lässt mein Heimwerkerherz tatsächlich höher schlagen. Da ziehe ich jedes mal meine Zippelmütz.
Das war nun die letzte Premiere in diesem Jahr und es ist nicht immer ganz leicht, davon zu berichten, ohne groß zu spoilern. Ihr müsst es einfach selbst erleben. Mit „Der Name der Rose“ erwartet euch eine spektakuläre Inszenierung nach dem Roman von Umberto Eco. Die Freilichtbühne Werne zeigt auf sämtlichen Gebieten, was sie kann. Es ist immer wieder ein Erlebnis und wer es nicht sieht – ist einfach selber schuld! Also holt euch die Tickets und lasst euch fesseln!
Die nächste Möglichkeit habt ihr:
Freitag, dem 09.09.2022
Samstag, dem10.09.2022
Freitag, dem 23.09.2022
Samstag, dem 24.09.2022
Freitag, dem 01.10.2022
Und natürlich darf die Bildergalerie nicht fehlen:
Doch damit nicht genug! Mit FreiLiveBühne vol. 2 – sowie dem allseits beliebten AdventsMarkt kommen noch ein paar Knüller. Da ist für Jeden was dabei! Tickets und weitere Infos bekommt ihr unter: freilichtbuehne-werne.de